XING stoppt automatische Postings via Drittanbieter-Tools

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Für persönliches Video-Marketing war XING schon bisher keine optimale Plattform. Videoinhalte können nicht direkt hochgeladen werden. Sogar die Nutzung von Fotos für eigene Beiträge war bis vor kurzem nur eingeschränkt verfügbar.

Wer auf der Startseite einen Beitrag mit Foto erstellen wollte, fand vor der jüngsten Design-Änderung diese Möglichkeit lediglich in der mobilen XING-App, aber nicht in der Desktop-Ansicht.

Nun ist anderem unter mit Blick auf Personal Branding XING weiterhin für viele wichtig. Immerhin können Links zu Videoportalen wie YouTube geteilt werden, um so auf eigenen Video-Content aufmerksam zu machen.

Da eine direkte Verbreitung der Videos auf XING aber eh’ nicht möglich ist, haben einige Nutzer das Posten von Links zu ihren Videos bei XING einfach gleich automatisiert, mit Hilfe von Drittanbieter-Tools.

Doch damit ist nun offensichtlich (und überraschend) Schluss.

Irritationen bei Nutzern von SocialPilot und XING

Auf verschiedenen Socialmedia-Plattformen häufen sich die Berichte von XING-Nutzern, dass sie keine automatisierten Postings bei XING mehr vorplanen können.

So schreibt Claudia H. in einer XING-Gruppe:
“Kann es sein, dass man mit SocialPilot keine automatischen Beiträge für Xing mehr planen kann? Meine Xing-Account Details und alle geplanten Beiträge sind verschwunden…”

Auch bei Facebook tauchen die ersten irritierten Fragen auf. Und wieder beziehen sie sich auf die Kombination SocialPilot und XING:

"Gerade wechselte ich erst von Hootsuite zu SocialPilot, aufgrund des besseren Preis-Leistungsverhältnis UND weil es #XING mit anbot. [...] Doch der 1. April brachte viele Änderungen mit sich und so scheint auch das Vorausplanen mit XING deaktiviert worden zu sein." (Jessica B.)

Was steckt dahinter?

Mit SocialPilot und ähnlichen Diensten wie Buffer, Hootsuite, CoSchedule oder RecurPost lassen sich mehrere Socialmedia-Accounts in einer Oberfläche verwalten.

Das ermöglicht nicht nur das Posten neuer Inhalte auf allen Plattformen, von einer zentralen Stelle aus. Beliebt ist auch die Funktion, Beiträge vorzuplanen und so gemäß einem eigenen Redaktionsplan gezielt zu planen. Im Idealfall werden hierbei die Postings an die Bedürfnisse der einzelnen Plattformen angepasst.

Schon bisher war SocialPilot jedoch eines der wenigen Drittanbieter-Tools, die überhaupt eine Anbindung an die eigenen XING-Profile ermöglicht haben. Bei den meist international agierenden Anbietern solcher Posting-Dienste ist eher die Anbindung an LinkedIn üblich.

Ist nun auch diese Verbindung gekappt?

Stellungnahme von SocialPilot zum Verschwinden der XING-Anbindung


VideoRhetorik Steffen Grützki hat bei SocialPilot nachgefragt. Von dort erhielt ich folgende Antwort (von mir übersetzt):

“Leider hat Xing seine öffentlich verfügbaren API-Aufrufe nach dem 31.03.2019 geschlossen.Deshalb bieten wir diese Option nicht mehr an.
Was das für SocialPilot-Nutzer bedeutet: Ab dem 3. April 2019 kannst du keine neuen Xing Personen- und Firmenprofile mehr mit SocialPilot verbinden. Außerdem wirst du nicht in der Lage sein, neue Xing-Posts zu erstellen. Geplante Beiträge sind bis zum 3. April 2019 möglich.

Am 3. April 2019 werden alle Xing Personal- und Firmenprofile sowie die geplanten Beiträge aus SocialPilot entfernt.
Diese Änderungen können einen großen Einfluss auf einen bestehenden Workflow haben, und wir entschuldigen uns für diese Unannehmlichkeiten.”

(Update 03.04., 20:00 Uhr: SocialPilot hat in einer weiteren E-Mail seine Angaben korrigiert. In der ursprünglichen Fassung war die Rede davon, dass die Änderungen zum 01.04. in Kraft traten. Nunmehr heißt es, dass die Verbindung zu XING heute (03.04.) beendet wurde. Das erklärt, warum erst heute die ersten Nutzer über die Änderung gestolpert sind. Der vorhergehende Absatz wurde entsprechend angepasst.)

Es handelt also nicht um einen Bug oder vorübergehenden Fehler. XING-Beiträge sind mit SocialPilot definitiv nicht mehr planbar. 

Bestätigung von XING zur Schließung der öffentlichen API


In der Tat findet sich im offliziellen Developer-Blog von XING für Softwareentwickler dieser Eintrag mit Datum vom 01.04.2019:

“No API calls will be publicly available after 31.03.2019.”

Übersetzt:
“Nach dem 31.03.2019 werden keine API Aufrufe mehr öffentlich verfügbar sein”.

Bei einer API handelt es sich um eine Programmierschnittstelle, über die sich Software von Dritten an die Software des API-Anbieters zum Datenaustausch anbinden kann. (Mehr technische Informationen dazu hier bei Wikipedia).

XING hat die öffentlich verfügbare Möglichkeit zum Datenaustausch mit Drittanbieter-Software also offenbar komplett eingestellt.

Fragen an XING zum Ende der Automatisierung über Drittanbieter

Aufgrund der aktuellen Entwicklung habe ich XING um eine Stellungnahme zu folgenden Fragen gebeten:

  1. “Warum hat XING den öffentlichen Zugang zu den API-Funktionen eingestellt?
  2. Haben Sie die Möglichkeit automatischer Postings komplett unterbunden oder gibt es Alternativen?
  3. Gibt es von XING eine ‘hauseigene’ Möglichkeit, XING-Postings vorzuplanen?
  4. Falls nein: Plant XING, eine solche Möglichkeit anzubieten?”


Update: 03.04., 18 Uhr:
XING hat eine erste Antwort geschickt:

"Zu Ihrem ersten Punkt: ('Warum hat XING den öffentlichen Zugang zu den API-Funktionen eingestellt?'/Anm. VideoRhetorik Steffen Grützki)
 
2016 hat XING angekündigt, dass die Public API nicht mehr unterstützt wird und alle betroffenen API Nutzer informiert. Seitdem wurden neue Partner nur in Ausnahmefällen unterstützt und die API Zugänge in vielen Fällen abgeschaltet. Datenschutz hat bei XING den höchsten Stellenwert. Wir kontrollieren deshalb seit jeher sehr genau die API Nutzung. Um diesen Schutz umfassend garantieren zu können, möchten wir uns auf möglichst wenig Partner konzentrieren."

Update 06.04.:
Mittlerweile hat XING auch zu den weiteren Fragen Stellung genommen. Nach Angaben von Alexander v. Klopmann ("Head of Digital Communications" bei XING) ist der Zugriff auf Schnittstellen von XING in den vergangenen Jahren nach und nach eingeschränkt worden, weil der Aufwand für die Kontrolle des Datenflusses seitens XING immer höher wurde.

XING: "Theoretische Möglichkeit besteht weiter"

Statt weiterhin eine öffentliche API anzubieten, konzentriere man sich bei der externen Anbindung auf ausgewählte Partner. Diese hätten theoretisch auch die Möglichkeit, ihren Kunden automatisierte Startseiten-Postings bei XING anzubieten.

Das mache derzeit aber keiner dieser Partner. Und weiter: "Ob ein anderer Anbieter diese Möglichkeit künftig zur Verfügung stellen möchte, können wir leider nicht beantworten."

Kommt eine XING-eigene Möglichkeit für vorgeplante Startseiten-Postings?

XING sieht sich bei diesem Thema in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite freue man sich grundsätzlich über jeden Content und Aktivität  auf der Plattform. Auf der anderen Seite müsse man auch den Schutz der Mitglieder vor Spam im Auge haben, sagt v. Klopmann.

Deshalb gehe man auch relativ hart gegen Crosspostings vor (also das mehrfache Posten desselben Inhalts in verschiedenen Gruppen / Anm. VideoRhetorik Steffen Grützki).

Das Vorplanen von Startseiten-Postings sei prinzipiell eine "interessante Möglichkeit". Ob es sie bei XING aber jemals geben wird, blieb in unserem Gespräch offen: "Ich hoffe auf Ihr Verständnis, dass wir Details über künftige Änderungen vorab leider nicht kommunizieren können."

Bleibt die Frage: Verliert XING mit der Schließung der öffentlichen API und den damit verbunden Automatisierungsmöglichkeiten im Wettbewerb mit anderen Plattformen wie insbesondere LinkedIn, weiter an Attraktivität?

Aus Sicht des persönlichen Videomarketings bietet XING sowieso schon zu wenige Möglichkeiten, eigenen Content mit Mehrwert dort zu teilen. 

Antwort wird am Ende die Entwicklung der Nutzerzahlen auf der XING-Plattform geben. 

Was sagen die XING-Nutzer zu der Änderung?

Im ersten Moment herrscht offenbar vor allem Irritation aufgrund des unangekündigten Wegfalls der Automatisierungsmöglichkeit von XING-Beiträgen.

Wie viele Nutzer diese Option vermissen werden, ist unklar. Ebenso ist aber auch offen, wie viele XING-Nutzer es begrüßen werden, wenn in ihrem Newsfeed nun keine automatisierten Beiträge und Linkempfehlungen mehr auftauchen werden.

Wie beurteilst du die Änderung? Freust du dich als XING-Nutzer oder ärgert dich das Vorgehen von XING? Hinterlasse unten deinen Kommentar!

Von Steffen Grützki

Mein Spezialgebiet ist es, dich zu einem authentischen und rhetorisch überzeugenden Auftritt zu führen. Denn ich zeige Menschen leidenschaftlich gerne, dass viel mehr in ihnen steckt, als sie sich zutrauen.
Manchmal reicht dafür eine kleine Frage als Anstoß zur Selbsterkenntnis. Manchmal ist punktuelles Feedback hilfreich. Und manchmal ebnet die intensive Begleitung bei einem Vorhaben den Weg zum "Wow"-Effekt.


  • Wir leben im Social Media Zeitalter der Informationsflut und ich finde, dass die Idee des Netzwerkens immer mehr in den Hintergrund gerät.

    Mich persönlich interessieren nur wirklich verlesene Kommentare von Nutzern, mit denen ich eine persönliche Beziehung aufbauen kann.

    Ich persönlich favorisiere weit aus weniger Content, als heute angeboten, dafür mehr Zeit und Raum für persönliche Gespräche.

    Für Online-Marketing-Agenturen ist das sicherlich geschäftsschädigend.

  • Ich bin gespannt, wie sich das auf das Nutzerverhalten hinsichtlich automatisierter Postings auswirkt, die mich nicht beglücken. Vielfalt wird damit nicht erreicht und auch keine Übersichtlichkeit. Was aber bei der Menge an Plattformen eh schwierig ist. Von daher warte ich hier mal ab, bin aber auch nicht betroffen, sondern mehr Leser als User.
    Irritiert bin ich allerdings immer wieder von der Kommunikationspolitik der Unternehmen. Sowas sollte doch mit adäquatem Vorlauf kommuniziert werden.

  • Bin jetzt irgendetwas zwischen sprachlos und entsetzt!

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